Vertrauen ist das Fundament unserer Existenz! Ohne ein Mindestmaß an Basisvertrauen, heißt ohne Vertrauen in grundsätzliche Gegebenheiten der uns umgebenden Umwelt und deren Berechenbarkeit, wären wir weitestgehend handlungsunfähig. Wir könnten nicht beurteilen und abschätzen, welche Handlungen sinnvoll sind und welche nicht.
Die aktuelle Situation, in der wir uns befinden, fordert uns vertrauenstechnisch betrachtet gleich auf mehreren Ebenen heraus! Als Kommunikationswissenschaftlerin mit dem wissenschaftlichen Fachgebiet Vertrauensforschung werfe ich für uns alle einen vertrauensspezifischen Blick auf die derzeitige Ausnahmesituation…
Es sind gleichermaßen – und das ist das besondere an der derzeitigen Situation – mehrere Arten von Vertrauen auf verschiedenen Ebenen betroffen: Basisvertrauen, personales Vertrauen und Systemvertrauen.
Der Umgang mit dieser dreifachen Verunsicherung wird so individuell sein, wie die generelle Vertrauensbereitschaft.
Ich behaupte nicht, dass dieses Basisvertrauen derzeit komplett erodiert, doch nehmen wir alle wahr, dass Dinge, die wir vor nicht allzu langer Zeit noch für absolut unwahrscheinlich gehalten hatten, gerade unsere Realität darstellen und uns in unserem Alltag, in unseren Handlungen, in unserer Wahrnehmung und in unserem Denken massiv beeinflussen.
Unser s.g. personales Vertrauen, bestehend aus der grundsätzlichen Vertrauensbereitschaft (= Wie vertrauensvoll gehe ich grundsätzlich auf Andere zu?) und ganz situativen Vertrauensentscheidungen (unter Abwägung aller für mich persönlich relevanten Risikofaktoren) wird aktuell tagtäglich auf die Probe gestellt.
Aktuell sind wir darauf angewiesen, darauf zu vertrauen, dass sich alle gleichermaßen um Einhaltung der Regelungen (Soziale Distanz, Handhygiene, Nies- und Hustenetikette, Abstand, usw.) bemühen. Ich vertraue z.B. darauf, dass Personen, die sich krank fühlen, zuhause bleiben und mir nicht in der Warteschlange vorm Supermarkt begegnen. Nur wenn ich darauf vertrauen kann, dass ein Großteil der Anderen es mir gleichtut, kann mein solidarisches Engagement erfolgreich sein.
Letztlich spielt auch Systemvertrauen eine entscheidende Rolle für die individuelle Haltung und dem daraus erwachsenden individuellen Umgang mit der aktuellen Situation. Das Vertrauen in die Kompetenz und die Integrität der Politik insgesamt und einzelner Politiker*Innen im speziellen ist entscheidend. Bin ich bereit, mich den Corona-Regeln zu unterwerfen? Das ist maßgeblich abhängig davon, ob ich den Verantwortlichen vertraue. Ich muss die Maßnahmen nicht gut finden, doch wenn ich in die gute Absicht und in eine „große Idee dahinter“ vertrauen kann, kann ich leichter mitgehen.
Gelingt es uns, Unplanbarkeit und Unsicherheit zu ertragen? Worauf kann sich unser Basisvertrauen beziehen? Was benötige ich, um mein personales Vertrauen zu stärken? Und wie muss Politik agieren und kommunizieren, um das Vertrauen der Bürger*Innen nicht zu verspielen. Spannende Fragen, die aktueller denn je sind…Vertrauen wird maßgeblich darüber mitentscheiden, wie wir ganz persönlich als Individuum und gemeinsam als Gesellschaft durch die Krise gehen. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten! Verschenken wir ganz viel Vertrauensvorschüsse, um andere zu ermutigen, es uns gleichzutun! Es sind oftmals nur kleine Signale, die schon genügen, es dem Gegenüber zu erleichtern, uns zu vertrauen. Bieten Sie Ihren Mitarbeiter*Innen im Homeoffice Begleitung statt Kontrolle an! Schauen wir uns auf der Straße in die Augen statt unsicher auf den Boden zu schauen! Und lächeln wir uns an – auch mit Maske ist ein Lächeln deutlich erkennbar! Wer lächelt, signalisiert damit, dass er gute Absichten hat…